Nach dem Ende des ersten Weltkrieges stand die HAPAG sozusagen vor dem Nichts. Sie hatte ihre gesamte Flotte an die Siegermächte verloren
und von vor dem Krieg ca. 22.000 Beschäftigten, waren es jetzt nur noch 3.575 Mitarbeiter.
Auch musste sie mit dem Tod Albert Ballins einen schweren Schlag verkraften. Im Buch von Witthöft, von 1997, wird als Grund eine Überdosis Tabletten
vermutet. Es gibt aber auch Vermutungen, dass er sich selbst das Leben genommen hätte.
Mitte 1920 war die Ablieferungsverpflichtungen des Deutschen Reiches erfüllt. Deutschland verfügte jetzt noch über eine Handelsflotte von
673.000 BRT, ohne Segelschiffe 419.000 BRT. Im Jahr 1913 verfügte die HAPAG allein über 1.038.645 BRT. Der Wiederaufbau konnte nur mit
staatlicher Hilfe erfolgen.
Ab Juni 1921 begann man durch Rückkäufe ehemals deutscher Schiffe die Flotte wieder aufzubauen. Bis zum Ende der ersten Aufbauphase 1924
wurden etwa 700.000 BRT Tonnage zurückgekauft.
Im Jahr 1920 erfogten Verhandlungen mit amerikanischen Unternehemen wie der Kerr-Gruppe unnd dem Harriman-Konzern. Denn die Amerikaner
besaßen jetzt Schiffe - aber die Deutschen das "Know How".
Die Verhandlungen mit der Kerr-Gruppe scheiterten, aber es kam zu einem Glanzpunkt in der Nachkriegsgeschichte der HAPAG, da ein Vertrag
mit dem Harriman-Konzern geschlossen wurde, der alle von der HAPAG vor dem Krieg betriebenen Linien umfasste, außer der nach Ostasien.
Ab 1924 wurde der Gemeinschaftsdienst der HAPAG mit dem NDL nach New York, die "Deutsch Amerikanische Seepost/US German Sea Post",
wieder aufgenommen. Jetzt mit amerikanischer Beteiligung durch Schiffe der UNITED STATES LINE.
Ende der 20ger Jahre verhandelten die beiden deutschen Schifffahrtslinien über einen gemeinsamen Vertrag, auch auf Grund der Weltwirtschaftskrise,
der am 20./22. März 1930 als "HAPAG-LLOYD-Unions-Vertrag" abgeschlossen werden konnte. Damit war das Überleben beider Gesellschaften gesichert.
Beide Unternehmen blieben selbstständig. Beide arbeiteten auf einigen Gebieten zusammen, um die inzwischen hohen Kosten zu senken und die
Umsatzeinbrüche abzufangen.
1931 sollte die HAPAG Entschädigungszahlungen für beschlagnahmten Passagier- und Frachtschiffe erhalten. Wegen der weltweiten Krise kam es aber nicht
dazu, sodass die HAPAG Gelder der Banken nur mit einer Bürgschaft des Deutschen Reiches erhielt, womit dieses Einfluss auf die Geschäfte bekam.
Das hatte Albert Ballin und seine Nachfolger immer vermeiden wollen und können.
Nach langen Verhandlungne wurde beschlossen, den abgeschlossenen Vertrag von 1930 von einem "Gemeinschaftsverhältnis" in ein
"Betriebsgeminschaftsverhältnis" umgewandelt und trat rückwirkend zum 01. Januar 1935 in Kraft.
Dieses zeigt sich zum Beispiel an einem Brief, den Sie unter "HAPAG/HAPAG Briefe" finden. Ein Brief aus 1937 von Costa Rica nach der
Panama Kanalzone und adressiert an "HAPAG-LLOYD". Diesen Unternehmensnamen gibt es eigentlich erst seit der Fusion beider
Unternehmen im Jahre 1970.
Quellen:
Witthöft, HAPAG Hamburg-Amerika-Linie